INTERVIEW PURPLE DISCO MACHINE

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PURBLE DISCO MACHINE

Purple Disco Machine, bürgerlich Tino Piontek, ist ein deutscher  Musikproduzent und DJ, der seine Karriere im Jahr 1996 begann. 

Der in Dresden geborene Künstler hat zahlreiche Erfolge erzielt, 2012 erschien seine erste Produktion und ab da begannen internationale DJ-Auftritte. Seinen bisher größten Erfolg feierte er im August 2020 mit dem Song „Hypnotized“ aus den 80er Jahren, aufgenommen mit Sophie and the Giants. Der Rekord fliegt hoch und erweist sich als internationaler Streaming- und Radiohit. 

Hey Tino, wie geht’s dir?
Hi, ja mir geht es eigentlich ganz gut. Danke !

„Hypnotized“ wurde über 150 Millionen Mal gestreamt. Ein Megahit in Europa! Du bist schon ewig im musikbusiness. Erzähl uns von deiner Musikalischen Reise.
Begonnen hat alles 1997. Da war ich gerade 17 und hörte zum ersten Mal Daft Punks Meisterwerk „Homework“. Von dem Tag an wusste ich, wie mein berufliches Leben aussehen soll. Ich kaufte mir einen Plattenspieler (zu mehr reichte das Geld nicht) und einen CD-Player. Da begann meine DJ- Karriere, zum Leid meiner Nachbarn. Etwa zur selben Zeit habe ich angefangen, Musik zu produzieren. Damals noch mit Fruity Loops und später mit Cubase von Steinberg. Dann die ersten Resident  Jobs in meiner Heimatstadt Dresden und anschließend unzählige Gigs in Deutschland, bis ich irgendwann meine ersten Internationalen Erfolge feiern konnte. Nach einigen Jahren auf und ab ging es dann ab 2013 mit Purple Disco Machine nur noch bergauf. So schnell, dass ich die Eindrücke kaum noch verarbeiten konnte. Ich spielte überall auf der Welt, nur nicht mehr in Deutschland oder meiner Heimat Dresden. Erst in den letzen Jahren und meiner ersten goldenen Platte „Devil In Me“ wurde das Interesse in Deutschland wieder etwas größer, und „Hypnotized“ hat nun alles auf den Kopf gestellt.

Direkt nach der internationalen Hitsingle „Hypnotized“ hast du dich mit dem britischen Singer/Songwriter Moss Kena und dem New Yorker Elektro-Duo The Knocks zusammengetan, um deinen nächsten großen Hit „Firework“ zu veröffentlichen. Wie liefen die Kooperationen ab? Wie entwickelst du neue Ideen für deine Musik?
An Fireworks habe ich vor sechs Jahren angefangen zu arbeiten. Ich saß in einem Hotelzimmer irgendwo in Südamerika und hatte die Idee mit den Stildrums. Daraus ist dann ein grobes Demo entstanden, an dem ich die nächsten vier Jahre auch mit anderen Künstlern gearbeitet habe. Obwohl ich wusste, dass der Song was besonderes ist, konnte ich ihn nie abschließen. 2018 habe ich dann in NYC mit „The Knocks“ gespielt und ihnen den Song vorgespielt. Sie hatten sofort die Idee, einen Kinder-Chor für den Chorus aufzunehmen. Meine Begeisterung hielt sich am Anfang etwas in Grenzen, aber nachdem wir den Chor dann in New York aufgenommen hatten, wusste ich, dass es das war, was dem Song immer gefehlt hat. Am Ende haben wir Moss für die Strophen mit ins Boot geholt und so wurde der Song dann nach sechs  Jahren endlich fertig.

Foto: Dennis Dirksen

Wie läuft die Produktion eines Songs bei dir?
Es kommt immer etwas darauf an, ob es ein Remix oder ein eigener Song ist. Wenn ich an neuen Nummer arbeite, dann habe ich meistens schon eine Idee im Kopf, die ich dann ein paar Tage mit mir rumtrage und reifen lasse. Meist zum Ärger meiner Familie, da ich in den Momenten dann auch nicht 100% bei ihnen bin. Männer und Multitasking, naja. Sobald ich dann im Studio an der Nummer arbeite, fange ich meist mit dem Groove an. Drums und Bass sind das Wichtigste, um erstmal in Stimmung zu kommen. Alles weitere baue ich dann darauf auf. Manchmal ist die Grundidee auch ein Sample, mit dem ich starte und dann einen Song herum produziere. Oft fliegt das Sample am Schluss sogar raus. 

Du hast schon viele Remixe für Megastars, wie Dua Lipa, Calvin Harris, Lady Gaga oder Elton John gemacht. Wie läuft das so im Hintergrund? Kommunizierst du mit den Künstlern direkt?
Es startet meistens mit einer Anfrage über mein Management. Ich höre das Original dann auch ein paar Mal, bevor ich mich entscheide. Ich brauch immer eine Idee, was ich aus dem Song mache. Wenn ich die Vorstellung beim Hören nicht bekomme, lehne ich ab. Wenn es etwas im Song gibt, was mich touched, dann starte ich und versuche auch die Stimmung und Emotionen des Originals beizubehalten. Auch da ist der Groove für mich essenziell. Was die Kommunikation mit den Künstlern angeht, läuft das dann über Mail oder Instagram. Entweder bekomme ich vom Künstler Notizen zum Remix wie z.B. bei Elton John, Kylie oder Calvin haben mir dann z.B. über Instagram geschrieben und sich für den Remix bedankt. Das ist dann auf jeden Fall eine super Anerkennung für meine Arbeit. 

Letztes Jahr hat dich Lady Gaga eingeladen, auf ihrer Live-Stream-Party zu spielen. Das muss sich ziemlich unrealistisch angefühlt haben?
Ja, das stimmt schon. Gerade in den letzen 12 Monaten, in denen ich nur in meinem Studio in Dresden sitze und Remixe oder Live Streams für solche Künstler mache. Da fällt es manchmal schwer das alles zu glauben, wenn die Anfragen ins Haus flattern. So ging es mir vor Corona auch oft auf großen Festivals oder bei ausverkaufen Touren. Auch wenn ich das jetzt schon über 20 Jahre mache, freut man sich über solche Momente. Ich versuche das dann einfach nur zu genießen und nicht so viel darüber nachzudenken, was die nächsten Jahre bringen. 

Bis heute ist die Musik für mich auch eine Art Therapie.”
Tino Piontek [Purple  DIsco Maschine]

Was möchtest du mit deiner Musik erreichen? War der elektronische Stil immer eine Berufung für dich?
Ich wusste relativ schnell, dass ich mein Leben der Musik widmen will. Ich hätte mir vor 25 Jahren aber nicht vorstellen können, sowas beruflich zu machen. Ich war als Kind eher introvertiert und kaum fähig, Fehlerfrei vor 30 Klassenkameraden ein Gedicht vorzutragen. Bis heute ist die Musik für mich auch eine Art Therapie. Meine eigenen Songs sind mein Weg, Gefühle und Emotionen nach außen zu tragen. Da freut es mich natürlich umso mehr, wenn ich positives Feedback bekomme. Gerade in den letzen Jahren bekomme ich oft Briefe oder Nachrichten, dass meine Songs in schwierigen Lebensphasen einen positiven Einfluss hatten. Sowas macht mich natürlich unglaublich stolz. Das ist genau das, was ich mit meiner Musik erreichen möchte. 

Purple Disco Machine ist eine Hommage an den verstorbenen Prinzen. Wie ist dir diese Idee gekommen? Ist Lila deine Lieblingsfarbe?
Eigentlich war der Name und das Projekt am Anfang mehr aus einer Laune heraus entstanden. Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, was alles passieren könnte. So habe ich einfach „Purple Rain“ von Prince, „Miami Sound Machine“ und mein Lieblingsgenre „Disco“ zusammen geworfen und heraus kam „Purple Disco Machine“. Als dann alles ziemlich schnell groß wurde, hatte ich Anfangs oft mit dem Namen gehadert, aber mittlerweile kann ich gut mit ihm leben. 

Wie hat sich dein kreativer Prozess in den letzten elf Monaten verändert?
Im Grunde garnicht so viel. Ich hatte vorher Glück, relativ schnell zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Der einzige Unterschied ist, dass ich jetzt viel mehr Zeit habe, mich mit meinen analogen Synths auseinander zu setzen und viel mehr Zeit, mit der Suche des richtigen Sounds verbringe. Ich habe auch im letzen Jahr viel mehr mit anderen Musikern zusammengearbeitet. Normalerweise versuche ich alles so schnell wie möglich selber fertig zu bekommen, da Geduld nicht wirklich meine Stärke ist. Jetzt nehme ich mir aber die Zeit, einen Song auch mal zwei Monate, wie einen guten Rotwein, reifen zu lassen.

Wie gehst du persönlich damit um, dass Festivals und Großveranstaltungen derzeit nicht stattfinden können und Clubs geschlossen sind?
Am Anfang muss ich gestehen, habe ich es genossen, die Wochenenden zu Hause mit der Familie zu verbringen, habe aber dann schnell gemerkt, dass der Job und das Reisen eine große Lücke in mir hinlassen hat. Ich find es auch bis heute sehr enttäuschend, wie mit unserer Branche umgegangen wurde. Kultur und gerade die Kleinkunst wird völlig ignoriert. Meine größte Angst ist, dass es gerade die kleinen Clubs, Bars, Vereine oder Theater nach der Pandemie nicht mehr geben wird. Gerade die haben doch in unserem Leben den Unterschied gemacht.

Vielen Dank, dass du mit uns gesprochen hast. Hast du abschließende Worte für unsere Leserinnen und Leser?
Ich bin sicher, wir werden uns bald wieder schwitzend in den Armen liegen und tanzen. Lasst uns positiv bleiben.

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Instagram: @purple_disco_machine
Homepage: www.purplediscomachine.com 

Text: Izabela Chojnowska · Fotos: Dennis Dirksen

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