Interview Stefan Dabruck

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Interview Stefan Dabruck

FIGHT & STRIKE

Stefan Dabruck, ein sehr erfolgreicher A&R Manager, Produzent, ehemaliger DJ und Künstlermanager von Robin Schulz, Hugel, Alle Farben, Lovra etc. Durch die gegründete SDM GmbH arbeitet er international mit mitverschiedenen Musikproduzenten zusammen und betreut mehrere Studios international. Mit Songs, wie „Faul-Changes“, „Robin Schulz feat. Akon-Heatwave“ oder „Panjabi MC-Mundian to Bach ke“ holte Stefan 700 Gold und Platin und 23 Radio Nummer 1 Hits. Im Interview erzählt er uns, was er so den ganzen Tag macht und wie der Krebs die Beziehungen in seinem Leben noch enger gemacht hat.

Hallo Stefan, vor vielen Monaten bekamst du die Diagnose Krebs. Die Erkrankung stellte dein Leben auf dem Kopf und war natürlich für dein Umfeld ein riesiger Schock. Heute bist du zum Glück wieder gesund. Gab es Menschen, die dich während deiner Krankheit besonders unterstützt haben?
Natürlich rechnet man mit so einer Krankheit nicht. Es kam bei mir nur durch Zufall raus. Das war eine sehr intensive Zeit. 10-stündige Op, insgesamt 27 Bestrahlungen und Chemotherapien habe ich mittlerweile hinter mir und bin erstmal gesund. Ich habe eigentlich nie den Kopf hängen lassen und bin so positiv wie möglich an die ganze „Sache“ ran gegangen! Ich bin sehr offen mit meiner Erkrankung umgegangen. Was mir im Nachhinein sehr geholfen hat. Ich hatte keine Lust auf Gerüchte und irgendwelche Horrormeldungen. Ich bekam ziemlich am Anfang der Diagnose einen Anruf von einer Plattenfirma aus Berlin, mit der ich zwar zu tun hatte, aber die nicht zu meinem engstem Umfeld gehört und wurde direkt gefragt ob ich Krebs hätte? – Er wäre gerade von einem bekannten Dance-Schlager-Produzenten darüber informiert worden. Da war mir klar, es gibt nur die Flucht nach vorne, bevor irgendwelche erfolglosen und gelangweilten Typen irgendwelche Gerüchte verbreiten. Die Unterstützung und die Zuneigung, die ich während meiner Krankheit erfahren habe, lassen sich nicht in Worte fassen und haben mein Leben verändert! Das ist Wahnsinn, wie viele Menschen und Wegbegleiter mich unterstützt haben.

Du schriebst bei Instagram: „…Internethetze, Lügen, Drohanrufe…“ Wow, unglaublich und trotzdem wahr. Gab es also auch Menschen, die Schwierigkeiten mit deiner Krankheit hatten?
Das hat nichts mit meiner Krankheit zu tun. Es ging einfach nur ums Geschäft! Aber ein paar Leute haben mal deutlich gezeigt, dass es ihnen egal war, wie krank ich war. Aber das gehört hier nicht hin und ist lange gewonnen und vergessen!

Foto: Mario Bella

Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Was umfasst die Tätigkeit eines Musikmanagers?
Mein Tätigkeitsfeld ist sehr weitläufig. Hauptsächlich dreht sich natürlich alles um Musik. Neue Songs, Ideen mit dem Team entwickeln und anstoßen. Mal ist es ein Werbedeal für Robin Schulz, mal ein neuer Song von Alle Farben, eine Tour von Felix Jaehn, Hugel oder von den vielen tollen Acts, Produzenten und Writern, die wir managen. Verlagsarbeit, Studio, mittlerweile auch eine Sportlerin, die Studios, unsere Arbeit mit der Uni Belmont in Nashville etc! Jeder Tag ist anders, jeder Tag startet früh und endet spät! Das Gute daran ist, dass ich das alles nicht als Arbeit betrachte! Musik ist mein Leben.

Du bist ein Veteran des Musikgeschäfts. Wie hat sich das Business in der Corona Zeit verändert? Inwiefern musstest du dich diesen Veränderungen ganz persönlich anpassen?
Für eine Firma, die zumindest zu 50% von Auftrittsgagen lebt war das natürlich am Anfang eine harte Zeit! Wir haben glücklicherweise schon vor der Krise damit angefangen, uns auf die Entstehung von Songs zu konzentrieren. Das heißt, sei es in Nashville, wo wir in den letzten Jahren über 100 Veröffentlichungen hatten, – viele, von denen gar keiner weiß, dass es unsere Songs sind – oder auch die Studios, die wir in Frankfurt während der Corona Krise gebaut haben. Wir sind schon seit Jahren dabei, diesen Bereich aufzubauen. Da Musikrechte das neue „Gold“ sind, lagen wir da natürlich sehr richtig.

[…] meine Superpower ist es, groß zu denken und vor allem an Leute zu glauben!”

Wie schaffst du es, immer am Puls der Zeit zu sein? Wie entdeckst du deine Künstler?
Sagen wir es so: Talent ändert sich ja nicht. Entweder bist du ein guter Produzent oder Songwriter und hast du ein Talent oder auch nicht. Ich glaube, ich habe ein gewisses Talent, andere Talente zu entdecken und meine Superpower ist es, groß zu denken und vor allem an Leute zu glauben! Mal davon abgesehen, dass ich ein super Team habe. Nicht alles, was man am Ende sieht, bin ich, sondern ein Team, aus tollen Leuten. Aber auch die muss man finden. Mir ist Harmonie und Freundschaft im Team sehr wichtig. Ich möchte bei der Arbeit lachen. Ein weiterer riesiger Vorteil ist natürlich mein langjähriger Partner Frank Klein, der die ganze Bürokratie und Scheisse – sorry – von mir weghält, die so eine Firma verursacht! Steuern, Verträge etc.

Welche Eigenschaften muss ein Künstler, ein DJ, ein Produzent, ein Songwriter mitbringen, um erfolgreich zu sein?
Talent, Wille und Fleiß ! Das war‘s schon! Mein Wille und Motivation, etwas Großes zu erreichen, übersteigt mein Talent um ein vielfaches. Wie beim Boxen, es gewinnt immer der, der es am meisten will!

Im Jahr 2022 gibt es die Möglichkeiten, die eigene Musik als unabhängiger Künstler direkt online anzubieten und zu promoten. Wer fleißig und kreativ ist, kann einiges schaffen. Trotzdem denken viele Künstler darüber nach, bei einem Label zu unterschreiben. Wo macht ein Musiklabel überhaupt Sinn?
Natürlich ist ein Label noch wichtig! Zumindest in unserem Bereich! Selbst wenn du viel selbst machen kannst, an der internationalen Tür ist dann mal spätestens Schluss. Ich habe das für mich erkannt! Ich sehe die Zusammenarbeit mit den Labels als Teamwork! Und jeder braucht ein Team! Die meisten, die erzählen, sie können alles selbst, beschränken sich ja auch nur auf den deutschen Markt! Weil in Deutschland eh alle, nur theoretisch an die große Welt denken. Das ist auch, was ich NULL verstehe. Vom Markt her sind wir eins der drei großen Länder weltweit, mit UK und den USA. Unser Musikexport ist eine Katastrophe und wird bis auf ein paar Bands zu 95% von der Danceszene gestemmt! Das ist eine Katastrophe! Deswegen arbeite ich weiterhin mit Labels und den Majors! Weil ohne Labels und Majors gar nichts geht! Zumindest hat mir aus Deutschland noch keiner gezeigt, wie es ohne geht. Ich lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren!

Wer Musik verkaufen will, muss manchmal für den Künstler unangenehme Entscheidungen treffen. Richtig?
Empfinde ich nicht so! Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Der Alltag besteht nicht aus Sportwagen fahren und in der Sonne liegen! Das sieht ja bei manchen Leuten auf Social Media so aus. Man postet ja auch nicht, “gerade wieder nen 7 Stunden Scheiss-Call über 1% mehr oder weniger gehabt!” Die Frage klingt auch so negativ. Ich empfinde das alles gerade, als eine großartige Zeit mit tollen Chancen für Künstler! Songwriter und Produzenten erfahren endlich die Wertschätzung, die sie seit langem verdienen! Durch die Aufwertung von Musikrechten, sind diese auch ganz klar die Gewinner der Corona-Krise! Und das ist toll.

Foto: Mario Bella

Wie sieht die Zukunft von deinem Studio Cupra Music Labs in FFM aus?
Mit den Studios in Frankfurt haben wir die wohl modernsten Studios Europas gebaut! Wir hatten letztes Jahr über 300 Sessions dort! Einige Hits sind dort entstanden und wir haben einen kreativen Ort geschaffen, wo Leute aus der ganzen Welt einfliegen, um bei uns zu Schreiben und zu Produzieren! Das war aber nur Step One!

Gibt es aktuell andere Projekte, an denen du arbeitest? Was ist aus dem Projekt „Tokyo“ geworden?
Wir haben einige Projekte, die das Ausland betreffen. Nashville ist ja weiterhin ein großes Thema für uns, Tokyo – der Kontakt ist weiterhin super, wurde aber natürlich durch die Corona-Zeit etwas nach hinten geschoben! Zurzeit arbeiten wir an einem großen Projekt in Dubai, was schon im ersten Quartal 2023 an den Start gehen wird. Weitere Projekte in Spanien, Korea bzw. Japan gehen wir in 2023/2024 an! Wir sind noch lange nicht fertig mit allem 🙂

Du hast mir im Interview (Jahr 2019) gesagt, dass du ein Plan hast, ganz viele Hits zu veröffentlichen. Bist du heute mit der Zahl zufrieden? Und wie ist dein Plan für das Jahr 2023?
Sagen wir es so: Es geht immer weiter. Wir hatten seit 2019 glaube ich, als Zelle mehr internationale Hits, als alle anderen hier in Deutschland. Ich bin da auch nicht mehr so verbissen! Bis vor kurzem habe ich eine Nummer 2 im Radio schon als Misserfolg gesehen. Mittlerweile bin ich da nicht mehr so. Vielleicht hat mich meine Krebserkrankung weich gemacht, oder man ist langsam Altersmilde 🙂 Am Ende geht es nur um eine gute Zeit! Und die Reise, an den entstehenden Musikstücken mitarbeiten zu dürfen, ist viel geiler als der Lohn, goldene Platten oder Chartplazierungen! Ich bin sehr zufrieden mit allem.

Stefan, danke für das Gespräch! Viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft.

Text: Izabela Schmidt · Fotos: Mario Bella

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